Der Sommerurlaub rückt immer näher, die Temperaturen sind mehr als angenehm, endlich ist Badewetter. Höchste Zeit für Sie, sich mit dem passenden Lesestoff einzudecken. Und da in den letzten Jahren die Kreuzfahrtbranche besonders boomt, konzentrieren wir uns bei unseren Literaturempfehlungen heute auf Bücher, die im weitesten Sinne mit dem Thema „Kreuzfahrt“ zu tun haben. Wobei wir ein paar Klassiker der Meeresliteratur schon auch einschließen möchten, auch wenn auf den darin beschriebenen Reisen der Komfort an Bord weit weniger hoch war als heutzutage zum Beispiel auf einem Kreuzfahrtschiff von Celebrity Cruises.
Kreuzfahrten bzw. das Reisen zur See ist schon seit Jahrhunderten ein Thema für die Belletristik. Schon Homer ließ seinen Helden Odysseus kreuz und quer durchs Mittelmeer schippern, wobei diese Reise ungewöhnlich lang war und zudem von heute zum Glück ausgestorbenen Monstern wie Skylla und Charybdis, Zyklopen sowie Sirenen begleitet wurde. Die einzige Sirene, die in modernen Zeiten zu hören ist, ist die, die im Hafen erschallt, wenn ein Schiff ein- oder ausläuft. Zu Kreuzfahrten kann man nun stehen wie man will. Eines aber sind sie sicher nicht, wenn man sich die Literatur hierzu anschaut: Langweilig.
Für Leute mit Selbstironie
Wer sich auf einer Kreuzfahrt langweilt, hat zahlreiche Möglichkeiten, in die Welt der Literatur abzutauchen: Als Leseempfehlung dienen in diesem Fall besonders drei Bücher: David Foster Wallaces „Schrecklich amüsant, aber in Zukunft ohne mich“, Matthias Polityckis „In 180 Tagen um die Welt“ und Christoph-Maria Herbsts „Traumschiff-Tagebuch“ „Ein Traum von einem Schiff“. In Wallaces „Schrecklich amüsant“ berichtet der leider schon verstorbene amerikanische Schriftsteller von seiner einwöchigen Fahrt auf der MV Zenith. Misanthropisch erregt er sich über alles und jeden und seziert sehr böse seine Mitpassagiere sowie die gesamte Besatzung.
In eine ähnlich Kerbe haut der hauptsächlich als Schauspieler bekannte Christoph-Maria Herbst. In seinem Buch lästert er so schlimm über die Menschen an Bord eines „Traumschiff“-Drehs, dass im Nachhinein mehrere empörte Stars, die ebenfalls bei den Dreharbeiten zugegen waren, in der Bildzeitung Rache schworen. Freundlicher daher, aber dennoch ebenfalls sehr unterhaltsam tritt der Schriftsteller Matthias Politycki in „In 180 Tagen um die Welt“ auf. Als Schiffsschreiber engagiert, umfuhr er den gesamten Globus, fiktionalisierte für seinen Roman Bordgäste und -personal und lieferte damit perfekten Lesestoff für den Platz auf dem Sonnendeck.
Für Freunde des gepflegten Krimis
Normalerweise geht es auf einer Kreuzfahrt ruhig vonstatten. An Bord lässt man es sich gut gehen, isst erlesene Speisen, trinkt dazu den ein oder anderen Cocktail und vergnügt sich bei den Landausflügen oder die diversen Entertainment-Möglichkeiten auf den verschiedenen Decks. Aber genau diese Situation der gepflegten Harmonie ist auch das perfekte Setting für etwas Unvorhergesehenes. So wundert es nicht wirklich, dass in der Literatur Kreuzfahrten auch der ideale Schauplatz für spannende Krimis und nervenzerfetzende Thriller sind. So widmet sich der deutsche Starautor Sebastian Fitzek in seinem Psychothriller „Passagier 23“ dem angeblich realen Phänomen, dass jedes Jahr ca. 20 Passagiere spurlos von Kreuzfahrtschiffen verschwinden … nervenaufreibender Stoff und nur für Menschen, die auch bei Windstärke 10 ganz ruhig in ihrer Kabine schlafen.
Wer es etwas ruhiger haben möchte, greift hier besser zu einem Klassiker wie Agatha Christies „Tod auf dem Nil“. Kongenial mit Peter Ustinov als Hercule Poirot verfilmt, findet der Leser hier ein klassisches „Whodunit“-Szenario, während er zurückgelehnt in der Lounge einen Cocktail schlürft. In die heutige Zeit übersetzt, findet sich eine ganz ähnliche Handlung auch in Jörg Juretzkas urkomischem Roman „Equinox“. Im Buch des zweimaligen Trägers des deutschen Krimipreises gerät ein Privatdetektiv, der frisch als Borddetektiv angeheuert hat, in einen Kriminalfall an Bord eines Luxuskreuzers, bei dem der ein oder andere Kreuzfahrer sein Leben lässt. Und wenn es um Krimis geht, darf natürlich die Grande Dame des deutschen Kriminialromans, Ingrid Noll, nicht fehlen. In „Über Bord“ kommt es ebenfalls zu einem Mord auf einer Kreuzfahrt – im Rahmen einer Familienzusammenführung mit einem bisher unbekannten „Halbbruder“.Für Kinder und für
Comic-Freunde
Auch Kinder finden sich heutzutage immer öfter auf Kreuzfahrtschiffen. Die Kreuzfahrtgesellschaften bieten hervorragende Unterhaltungsprogramme für die Kleinen, aber im Urlaub ist Lesestoff auch für die Jüngsten essentiell. Was läge da näher als der Asterix-Band Nummer 30, „Obelix auf Kreuzfahrt“, in dessen Handlung der dicke Gallier durch Zaubertrankgenuss zum Kind mutiert.
Und wenn der französische Comic-Held auf hoher See unterwegs ist, dann darf sich natürlich auch Donald Duck mit seiner Sippe nicht lumpen lassen. Das lustige Taschenbuch „Piraten an Bord“ ist eher weniger auf Kreuzfahrten konzentriert, aber Piratengeschichten, Seeschlachten und Schatzsuchen werden alle Kinder in ihren Bann ziehen.
Kleine Krimifreunde ab sechs Jahren werden mit den Drei ??? Kids mitfiebern. Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews ermitteln im ebenfalls „Piraten an Bord“ betitelten Abenteuer an Bord eines Kreuzfahrtschiffs, wer dort für diverse Sabotageakte verantwortlich ist.
Für Freunde von Klassikern und schönen Büchern
Zum Abschluss unserer kleinen Literaturliste für Kreuzfahrtreisende möchten wir Ihnen noch drei weitere Titel von ans Herz legen, die Sie wunderbar unterhalten werden. Als erstes Judith Schalanskys „Taschenatlas der abgelegenen Inseln“, ein kleines, wunderschön illustriertes Buch, in dem die Autorin 50 entlegene Inseln vorstellt inklusive absurd-abgründiger Geschichten, die sich dort ereignet haben.
Auch Truman Capotes „Yachten und dergleichen“, eine erst 2012 neu entdeckte Geschichte des Autors von „Frühstück bei Tiffany“, ist ein Lesevergnügen. Ob am Pool auf dem Kreuzfahrtschiff oder am Strand – dieses Buch ist wirklich, wie die Welt am Sonntag schrieb, „ideale Urlaubslektüre“. Für Romantiker hingegen ist Jules Vernes unübliches Werk „Der grüne Blitz“. Dieses Buch für Bibliophile inklusive Pappschuber und liebevoller Illustrationen ist Jules Vernes einziger Liebesroman. Ohne jedwede Science Fiction erzählt er hier die Geschichte der jungen Helena Campbell, die geschworen hat, nicht eher zu heiraten bis sie den „Grünen Blitz“, ein seltenes Naturphänomen, das sich bei einem Sonnenuntergang beobachten lässt, gesehen hat.
Wir hoffen, dass wir Ihnen mit unseren Literaturempfehlungen zum Thema Kreuzfahrt ein wenig Inspiration für die Urlaubslektüre geben konnten. Hier finden Sie noch einmal die gesamte Liste der besprochenen Bücher inklusive Links:
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Capote, Truman: „Yachten und dergleichen“
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Christie, Agatha: „Der Tod auf dem Nil“
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Fitzek, Sebastian: „Passagier 23“
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Goscinny, René: „Obelix auf Kreuzfahrt“
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Herbst, Christoph-Maria: „Ein Traum von einem Schiff“
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Juretzka, Jörg: „Equinox“
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Noll, Ingrid: „Über Bord“
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Pfeiffer, Boris: „Die Drei ??? Kids. Piraten an Bord“
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Politycki, Matthias: „In 180 Tagen um die Welt“
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Schalansky, Judith: „Taschenatlas der abgelegenen Inseln“
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Verne, Jules: „Der grüne Blitz“
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Foster-Wallace, David: „Schrecklich amüsant, aber in Zukunft ohne mich“
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Lustiges Taschenbuch Spezial: „Piraten an Bord“