Die Azoren kennen die meisten von der Karte im Wetterbericht. Ansonsten spielt die Inselgruppe im Nordatlantik keine weitere Rolle in der Wahrnehmung vieler Menschen, höchstens bei Tauchurlaubern und Wanderern. Das ist gut für diejenigen, die keine Lust auf Massentourismus haben. Sie erfreuen sich bei Tauchgängen und Wanderungen an der Schönheit der Azoren Inseln.
Inselgruppe zwischen Europa und Nordamerika
Die Azoren, bestehend aus neun großen und mehreren kleinen Inseln, gehören zu Portugal, sind aber nicht wirklich nah am Festland dran. Ganze 1.369 km Wasser müssen durch- oder überquert werden, bevor man von Portugal zu ihnen gelangt. Nach Nordamerika sind es 2.342 km, bis man in Neufundland an Land gehen kann. Dem Golfstrom, der für warmes Wasser um die Azoren Inseln sorgt, verdankt der Inselarchipel sein Reichtum an Meerestieren. Die günstigen Lebensbedingungen sind dafür verantwortlich, dass inzwischen schon fast 40 verschiedene Wal- und Delfinarten vor den Inseln gesehen werden konnten und um die 500 Fischarten fühlen sich hier ebenfalls sehr wohl. Allein, was die Unterwasserwelt an Tierarten zu bieten hat, ist also Grund genug für einen Tauchurlaub auf den Azoren. Die Inseln selber sind auf 600 Kilometer in Ost-West-Richtung verteilt. Kleinere Erdbeben gibt es wegen der Lage der Inseln auf dem Mittelatlantischen Rücken und ihrem Dasein zwischen der Europäischen und Afrikanischen Platte.
Artenreichtum unter Wasser
Die Azoren sind vulkanischen Ursprungs, beim Tauchen werden dem Wassersportler bizarre Unterwasserwelten präsentiert. Die ins Meer geflossene und dort erstarrte Lava schuf Höhlen, Grotten und Brücken, an denen sich häufig reichlich Tiere und Pflanzen aufhalten. Zu den tierischen Meeresbewohnern, die einem beim Tauchgang begegnen können, zählen Delfine, Mantas und Schildkröten. Haie, Aale, Barrakudas, Kugel- und Skorpionfische kommen hinzu. Die erkaltete Lava, die die Landschaft unter Wasser geprägt hat, sorgt für eine schroffe und felsige Umgebung. Korallenbewuchs ist so gut wie nicht vorhanden, die Felsformationen machen dies aber locker wieder wett. Obwohl das die Azoren umgebene Meer nicht mit den Temperaturen, die in der Südsee oder Karibik herrschen, zu vergleichen ist, schwimmen doch vergleichsweise viele farbenfrohe Fische in ihm. Darunter bunte Papageienfische und Muränen. Auch riesige Makrelenschwärme sind unterwegs. Wenn man keine Delfine zu Gesicht bekommt, kann man sie manchmal zumindest hören. Sind doch welche in der Nähe, kann es passieren, dass die wenig scheuen Tiere auf Tuchfüllung gehen. Mondfische, die weltweit schwersten Knochenfische, können einem ebenso vor die Taucherbrille schwimmen. Die Sichtverhältnisse sind wechselhaft, sie reichen von klar bis trübe. Weil die Küste vor den Azoren steil abfällt, kommen Meerestiere, die große Tiefen leben, nah an die Inseln ran. Über spektakuläre Unterwasserbegegnungen vor der Küste der Azoren berichtet auch der SPIEGEL.
Beste Reisezeit
Die beste Reisezeit zum Tauchen auf den Azoren ist von Mai bis September. Wanderer können auch schon einen Monat früher kommen, im Zeitraum von April bis September sind die geringsten Niederschläge. Grundsätzlich kann aber das ganze Jahr über gewandert werden. In manchen Jahren ist sogar das Baden bis in den November hinein möglich. Die Winter sind sehr mild, die Sommer nicht unerträglich heiß. Im Winter ist es auf den Azoren nachts um die elf Grad, tagsüber 17 Grad. Im Sommer betragen die Temperaturen in der Nacht 19 Grad, am Tag 25 Grad. Die kurzen Regenschauer machen einem so nichts aus. Sie sorgen für das satte Grün der Inseln. Ein für Touristen schönes Erlebnis ist es, wenn sie bei einer Fahrt zu einer anderen Insel von Delfinen begleitet werden oder ein Pottwal an die Wasseroberfläche kommt und eine Fontäne in die Luft schießt. Letzterer ist die am häufigsten vorkommende Walart vor Ort. Der Grund für die tierische Artenvielfalt um die Inseln liegt in der Unterströmung, die nährstoffreiches Wasser an die Oberfläche bringt, wodurch sich Plankton bildet, was wiederum das untere Ende der Nahrungskette darstellt. Um die Insel Pico herum sind besonders viele Wale anzutreffen, weshalb für Touristen die Möglichkeit des Beobachtens vom Boot aus besteht. Anderen Meeressäugern, den Delfinen, kann man beim Schnorcheln näherkommen. Nach der Heimkehr von einem ereignisreichen Tag auf oder in dem Wasser kann man bei einem Glas inseleigenen Weins den Tag ausklingen lassen. Die vulkanische Erde gibt dem Wein ein besonderes Aroma.
Mögliche Tauchreviere
Ein für Taucher besonders lohnendes Revier befindet sich bei den Formigas. Es handelt sich um acht Felsen, die ca. 40 Kilometer nördlich von Santa Maria, der südlichsten und geologisch ältesten Insel der Azoren, aus dem Meer heraus ragen. Weil hier früher Schiffe aufliefen, befindet sich hier ein Eldorado für Taucher, die die Wracks erkunden können. Taucher begegnen Hammerhaien und Tunaschwärmen. Ein weiterer beliebter Ort zum Tauchen auf den Azoren ist Prinzess Alice. Dieser Tiefseeberg ist 45 Seemeilen südwestlich von Pico. Die höchste Spitze ragt bis 35 Meter unter der Wasseroberfläche. Hier wird die artenreiche Tierwelt um die Azoren noch einmal getoppt.
Wandern auf den Azoren
Eine Reise auf die Azoren nur zum Tauchen zu nutzen, wäre schade. Ein Wanderurlaub lohnt sich genauso. Die grünste unter den Azoren Inseln ist “Flores”, was übersetzt “Blumen” heißt. Der Name ist Programm: Von Juni bis August blühen die Hortensien in den verschiedensten Blautönen, aber auch Weiße, Rosafarbene und Lilafarbene sind anzutreffen. Charakteristisch für die Insel sind auch von Hügeln ins Meer abfallende Wasserfälle und Kraterseen. Als eine der schönsten Strecken gilt die von Ponta Delgada im Norden der Insel nach Faja Grande im Westen. Die Länge beträgt 12,4 Kilometer und führt teilweise an der Steilküste entlang. Unterwegs müssen einige Bäche überquert und 405 Höhenmeter überwunden werden. Es gibt auch einen kurzen asphaltierten Abschnitt. Für die Bewältigung der Strecke sollte man eine gute Kondition haben. Als Belohnung winkt die Ankunft im westlichsten Dorf Europas.
Anreise zu den Azoren Inseln
Mit der portugiesischen Fluggesellschaft SATA International sind Direktflüge von Frankfurt am Main nach Ponta Delgada auf São Miguel möglich. Die Hin- und Rückflüge sind mittwochs und sonntags, die Flugdauer beträgt etwa viereinhalb Stunden. Die Verbindung ab München dauert etwas länger, weil ein Zwischenstopp in Porto gemacht wird. Bei dieser Verbindung sind die Hin- und Rückflüge jeweils dienstags und samstags. Weitere Flugverbindungen für einen Tauchurlaub auf den Azoren können auf fluege.de nachgeschaut werden. Diese haben allerdings mindestens eine Zwischenlandung. Zwischen jeder der neun Inseln gibt es mit Ausnahme von Corvo Fährverbindungen. Nach Corvo, der nordwestlichsten Insel der Azoren, gelangt man nur über die am westlichsten gelegene Insel Flores. Beide Inseln gehören übrigens schon zur Nordamerikanischen Kontinentalplatte.