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Stadtgeschichte von Venedig

Venedig wird gerne mit einer Reihe von anschaulichen Spitznamen bezeichnet: "La Dominante", "Serenissima", "Königin der Adria", "Stadt des Wassers", "Stadt der Masken", "Stadt der Brücken", "Die schwimmende Stadt" und "Stadt der Kanäle". Ihren eigentlichen Namen erhielt die Stadt jedoch von dem alten Volk der Veneter, die im 10. Jahrhundert v. Chr. in der Region gelebt haben.

Es wird vermutet, dass die Stadt Venedig ihr Dasein als Zufluchtslager in der byzantinischen Ära begonnen hat. Siedler reisten in dieses Gebiet, das mehr Sumpfland als Lagune war, und errichteten an der Küste verstreut kleine Kolonien. Im Laufe der Zeit wuchsen die Kolonien und begannen ineinander zu verschmelzen, bis sie schließlich eine größere Stadt mit ein paar beachtlichen Ausläufern bildeten. Das Überleben der Stadt war von Anfang an abhängig vom Meer, nicht nur wegen der Lebensmittelversorgung, sondern auch wegen der Handelsrouten, die Venedig mit dem restlichen Europa verbanden.

Venedig war damals ein exotischer Schmelztiegel aus Ost und West, wo Händler, Abenteurer und Entdecker wie Marco Polo ein- und ausgingen, und ihre Waren, insbesondere Seide und Gewürze, feilboten. Zu Beginn des 15.Jahrhunderts war Venedig die wohlhabendste Stadt in ganz Europa, über 3.000 Schiffe nutzten ihre Häfen. 

Unter der Dogenherrschaft war Venedig ein Staat mit unermesslichem Reichtum - Reichtümer, die in die Errichtung einiger der eindrucksvollsten Gebäude in Europa flossen, vom imposanten Dogenpalast bis zur berühmten Piazza di San Marco (Markusplatz), von Napoleon treffend als "gute Stube Europas" bezeichnet. Der herzogliche Rat unter der Leitung des Dogen (Herzog) kontrollierte die Stadt.

Viele Jahre lang war Venedig ein Adelsstaat. Es unterhielt seine eigenen Gesetze, bildete eigene Armeen aus und kämpfte Seeschlachten an allen Fronten. Doch das Meer, das zunächst Vorteile für die Stadt gebracht hatte, wurde zu einem Feind, als Venedig im evolutionären Rennen nicht mithalten und so schnell wie seine engsten Rivalen expandieren konnte. Venedig wurde von anderen Teilen Italiens verschlungen, und schließlich wurde die Stadt Teil des gesamten Landes.

In anderen Bereichen gedieh Venedig jedoch weiterhin: Die Stadt  konkurrierte mit Paris in Bezug auf Reichtum, Architektur, Luxus, Geschmack, Eleganz, Handel, Dekoration, Stil und Design. Insbesondere das extravagante Rokoko-Design, Kronleuchter aus Murano-Glas und Lackmöbel wurden zu einem Synonym für Luxus.

Auch wenn diese glücklichen Tage lange vorüber sind, bleibt Venedig abseits der Touristenmeile zwischen der Rialto-Brücke und der Piazza di San Marco weitgehend unverändert. Heute stellen nicht mehr Piraten aus dem Mittelmeer oder traditionelle Rivalen um die Vorherrschaft als Seemacht, wie z.B. Genua, Bedrohungen für Venedig dar, sondern die besondere Natur ihrer einzigartigen Lage. Die einzigartigen venezianischen Gebäude sind auf hölzernen Pfählen gebaut, welche die Gebäude über der Wasserlinie halten. Die Holzbohlen kamen aus Slowenien und wurden tief durch den weichen Schlick geschoben, bis sie den schweren Lehm darunter erreichten. Das Holz verrottet unter Wasser nicht. Dank der Mineralien in der Strömung haben sich die Stelzen in eine steinähnliche Substanz verwandelt, so dass diese ihre tragende Rolle noch viele Jahre ausüben könnten. Doch während des 20. Jahrhunderts wurden zahlreiche Brunnen in der Lagune gebohrt, um Wasser für die lokale Industrie zu kanalisieren, und Venedig begann zu sinken. Die Brunnen wurden in den 1960er Jahren verboten, doch die Stadt ist immer noch anfällig für Überflutungen.

Die ständige Sorge, dass Venedig sinkt, gab im Jahr 2003 den Anlass für den Baubeginn des MOSE-Projektes (Modulo Sperimentale Elettromeccanico), in dessen Rahmen der Nutzen von hohlen, schwimmenden Barrieren ermittelt worden war. Die Idee ist, diese Barrieren an den drei Eingängen zur Lagune auf dem Meeresboden zu verankern. Wenn Fluten angekündigt werden, die über 110 Zentimeter steigen, werden die Barrieren mit Luft gefüllt, wodurch sie zu schwimmen beginnen und das von der Adria eintretende Wasser abhalten. Die Bauarbeiten sollen bis 2016 abgeschlossen sein.

Außerdem nimmt die Einwohnerzahl beständig ab, da sich insbesondere die jungen Stadtbewohner günstigere Wohnungen auf dem Festland suchen. Es besteht die Gefahr, dass Venedig zu einem historischen Freilichtmuseum à la Disneyland verkommt, mit nur wenigen echten Einwohnern, die nicht in der Tourismusbranche beschäftigt sind.